Bearbeitung der Hufwand (Tragrand)​
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In einer gesunden Situation ​ist die Bearbeitung der Hufwand das einzig wirklich relevante Element, das regelmässig durchgeführt werden muss.
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Wand anschrägen
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Das "Anschrägen" ist das wichtigste Element beim Bearbeiten der Wand. Dabei kann man meist nach folgender Grundregel vorgehen: Die Hufwand besteht aus zwei (eigentlich drei) Schichten. Die innere Schicht (die Waterline) ist unpigmentiert (also weiss), und die äussere Schicht ist pigmentiert (also dunkler). Entlang der Grenze zwischen den beiden Schichten wird die Hufwand ca. 45 Grad (vorne etwas steiler, hinten etwas flacher) angeschrägt. Manchmal bekommt man auch durch eine angelaufene "Zehenrichtung" einen Hinweis darauf, wie sehr die Wand angeschrägt werden muss, denn im Bereich dieser Zehenrichtung ist dann gar kein Beraspeln notwendig. Das Anschrägen der Wand hat mindestens die folgenden zwei Effekte:
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Wenn der Huf in nicht ganz hartem Boden leicht einsinkt, wird der Bodengegendruck in Richtung Huf "umgeleitet". Anders gesagt, der Zusammenhalt zwischen Hufbein und Hufwand wird unterstützt, und die Hufwand wird nicht nach aussen "gezerrt".
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Der Abrollpunkt wird nach hinten verlegt. Dadurch verkleinert sich der Hebel beim Abfussen, was die tiefe Beugesehne entlastet.
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Wenn das Pferd eher auf hartem, ebenem und abrasivem Boden lebt, dann sollte der Winkel beim Anschrägen etwas kleiner sein, damit das Pferd mehr Abriebschutz hat. Der erste der obigen zwei Effekte fällt bei hartem Boden, in welchem der Huf nicht einsinken kann, sowieso weg.
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Wandüberstand
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Dann stellt sich noch die Frage, wie gross der Überstand der Wand in Bezug auf das Sohlenniveau sein sollte. Auch hier kann man keine allgemein gültige Aussage treffen. Man muss berücksichtigen:
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Lebt das Pferd auf hartem Boden, dann führt ein Überstand dazu, dass die Sohle keinen Bodenkontakt hat. Dann wirken grosse Hebelkräfte auf die Wand, welche zu einer Verbreiterung der Weissen Linie führen können.
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Grundsätzlich bremst ein leichter Wandüberstand (wenn überhaupt einer existiert) von ca. 1-3mm das Hornwachstum und führt so zu besserer Hornqualität.
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Abrollpunkt
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Bei einem sehr flachen Huf, welcher einen grossen Hebel beim Abfussen darstellt, möchte man den Abrollpunkt möglichst weit nach hinten verlegen. Ich meine, dass der Abrollpunkt aber nie in der Sohle selbst sein sollte, sondern höchstens in der Weissen Linie. Es gilt dabei zu beachten, dass ein solch aggressives Anschrägen der Wand mehr Last und Abrieb auf die Sohle verlegt, was wieder zu dünner Sohle führen kann.
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Ein Sonderfall ist die Hufrehe, weil in dieser Situation die Wand im Zehenbereich gänzlich aus der Last genommen werden muss.
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Seitliche Schweben
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Folgt der Tragrand dem Sohlenniveau, dann entstehen in den seitlichen Bereichen häufig sogenannte "Schweben", wo die Wand den Bodenkontakt verliert. Das kann bei entsprechenden seitlichen Hebeln eine günstige Bearbeitungsmethode sein, denn sie erleichtert das seitliche Abfussen in der Wendung.
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Hornspalten
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Risse und Spalten in der Hornwand entstehen unter anderem durch Spannungen und/oder durch schlechte Hornqualität. Manchmal tritt ein Hornspalt zusammen mit einem Loch in der Weissen Linie auf. Es empfiehlt sich dann, dieses Loch regelmässig mit Hoof-Stuff auszustopfen. Die Spalten in den folgenden Bildern verschwanden durch dieses Vorgehen in relativ kurzer Zeit (siehe auch hier). Alternativ kann man es mit Essig-Bädern versuchen.
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